Die Weißstorch-Jahresbilanz 2023 in MV fällt gemischt aus
Die Bilanz der Weißstorchsaison 2023 in Mecklenburg-Vorpommern fällt gemischt aus. Erfreulich ist die Fortsetzung der im Vorjahr begonnenen Erholung des Brutbestandes: die Zahl der Horstpaare stieg von 680 um 7,5 Prozent auf 731. Das ist der höchste Stand seit 2015. Dabei verzeichneten nur zwei Altkreise keinen Anstieg: auf Rügen blieb es bei bescheidenen 13 Horstpaaren und im Altkreis Müritz sank die Horstpaarzahl um zwei auf 53. In allen anderen Altkreisen gab es eine Zunahme, wobei Nordwestmecklenburg und Parchim mit jeweils + 17,9 % den größten prozentualen Zuwachs verbuchen konnten. Die größte Storchendichte weist mit 4,37 Horstpaaren pro 100 km² jetzt wieder der Altkreis Demmin auf. Hier wurden 2023 84 statt 74 Paare gezählt. Dieser erfreulich breite Anstieg deutet darauf hin, dass es neben dem strukturell zu erwarten gewesenen Zuwachs durch eine weitere Ost-Ausbreitung der Westzieher auch unter den Ostziehern erstmals seit Jahren wieder eine nennenswerte Erholung gegeben hat. Hier dürften sich die seit 2019 wieder verbesserten Überwinterungsbedingungen am Südrand der Sahel-Zone bemerkbar gemacht haben.
Auf der anderen Seite war der Bruterfolg erneut schwach. 1.003 flügge Jungstörche bedeuteten einen JZa-Wert von nur 1,37. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass der angestrebte HPa-Wert von 2,0 sehr deutlich verpasst wurde. Nur im "Katastrophenjahr" 2016 war der Bruterfolg zuletzt noch dürftiger. Abermals erfolgte die Rückkehr der meisten Weißstörche leicht verspätet, obwohl in diesem Frühjahr kein ausgeprägter Zugstau ins Gewicht fiel. Weitaus mehr Bedeutung für das schlechte Brutergebnis besaß ohne Zweifel eine außerordentlich lang anhaltende Trockenheit im Mai und Juni. Innerhalb von rund sechs Wpochen fiel fast kein Niederschlag, was sich sehr negativ auf die Nahrungsverfügbarkeit auswirkte und zum Tod zahlreicher Küken führte.
Stefan Kroll
Vorsitzender LAG Weißstorchschutz MV
7.1.2024
Weißstorchbestand in Mecklenburg-Vorpommern im Dauertief
Auch im Jahr 2021 befindet sich der Weißstorchbestand in Mecklenburg-Vorpommern im „Dauertief“. Nach einem leichten Zuwachs im Vorjahr zählten die Mitglieder der ehrenamtlichen NABU-Landesarbeitsgruppe in der vergangenen Brutsaison nur noch 642 Horstpaare, das sind 18 weniger als 2020 und nur eines mehr als im Jahr 2019. Damals wurde mit 641 Paaren ein historischer Tiefststand markiert. Zum Vergleich: 2004, als zum vorletzten Mal eine weltweite Bestandserfassung durchgeführt wurde, kam Mecklenburg-Vorpommern noch auf 1.142 Weißstorch-Paare.
Erneut gab es 2021 in den meisten Regionen rückläufige Zahlen zu verbuchen. Besonders schlecht sah es z. B. in Ostvorpommern und in der Uecker-Randow-Region aus. Positive Ausnahmen mit einem nennenswerten Zuwachs verzeichneten in diesem Jahr nur die Altkreise Ludwigslust und Müritz. Hier dürfte der Einfluss der westziehenden Population eine etwas größere Rolle gespielt haben. Auf der so genannten Westroute ziehen Weißstörche häufig nur bis nach Frankreich oder Spanien. Sie finden dort bessere Zug- und Überwinterungsbedingungen als die auf der Ostroute nach Afrika ziehenden Störche vor. Nach wie vor besteht ein großer Teil der Weißstorchpopulation in Mecklenburg-Vorpommern aus Ostziehern. Im Frühjahr 2021 wurden viele von ihnen durch schwierige Bedingungen auf dem Heimzug (Kälte, Nässe und Gegenwind in Südosteuropa und der Türkei) ausgebremst. Und der Deutsche Wetterdienst meldete, dass der April 2021 auch bei uns der kälteste seit 35 Jahren gewesen sei. Unter dem Strich kehrten dadurch viele Weißstörche verspätet an ihre Horste zurück und begannen dementsprechend auch später mit der Brut. Eine späte Brut aber führt häufig zu einem geringeren Bruterfolg – gerade auch in einem schlechten Feldmausjahr. So war es auch 2021. Zum zweiten Mal nach 2016 wurde in Mecklenburg-Vorpommern mit 886 die Marke von 1.000 Jungstörchen unterschritten – und das sogar deutlich. Der JZa-Wert, der den Bruterfolg pro Horstpaar angibt, war mit 1,38 der zweitschwächste der letzten 15 Jahre. Die Zahlrenreihen der letzten 30 Jahre zeigen aber auch sehr deutlich, dass das Nahrungsangebot für den Weißstorch im Nordosten Deutschlands kontinuierlich zurückgeht. Auch in „guten“ Storchenjahren erreicht „Meister Adebar“ längst nicht mehr den Bruterfolg, der zum Bestandserhalt notwendig ist und der in früheren Jahren erreicht wurde. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie die industrialisierte Landwirtschaft, unter deren Bewirtschaftung die Störche für sich und ihren Nachwuchs immer weniger zu fressen finden. Hier ist dringend ein Umdenken, auch der Politik, erforderlich.
Stefan Kroll
Vorsitzender LAG Weißstorchschutz MV
4.1.2022
Weißstorchbestand in Mecklenburg-Vorpommern weiter im Tief
Der Weißstorchbestand in Mecklenburg-Vorpommern hat sich auch 2020 nur geringfügig erholt. Die ehrenamtlichen Mitglieder der NABU-Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz zählten landesweit 659 Horstpaare und damit lediglich 18 Paare mehr als 2019 – dem Jahr mit dem niedrigsten jemals ermittelten Wert. Dagegen waren es z. B. 2004, bei der vorletzten weltweiten Erfassung, im Nordosten Deutschlands noch 1.142 Horstpaare. Zuwächse gab es 2020 vor allem in den südlichen Altkreisen Ludwigslust (+ 9 Paare), Müritz (+ 7 Paare) und Mecklenburg-Strelitz (+ 7 Paare). Demgegenüber verzeichneten die Altkreise Demmin und Nordvorpommern mit einem Rückgang um jeweils sechs Horstpaare die stärksten Verluste. Auch der Bruterfolg fiel erneut dürftig aus. Mit einem JZa-Wert von 1,56 flüggen Jungstörchen pro Horstpaar wurde zum zwölften Mal in Folge der für den eigenständigen Erhalt der Brutpopulation relevante Wert von 2,0 unterschritten. Landesweit schafften es gerade einmal zwölf Paare, vier Jungstörche erfolgreich aufzuziehen. Der seit Jahren anhaltend schwache und auch in der Tendenz kontinuierlich zurückgehende Bruterfolg verdeutlicht, dass der Weißstorch immer weniger geeignete Nahrungstiere für seinen Nachwuchs findet. Hier ist insbesondere die Umweltpolitik des Landes aufgefordert, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, von denen auch viele andere gefährdete Vogelarten profitieren könnten. Der Weißstorch braucht viel feuchtes Dauergrünland und in den zunehmend trockeneren Frühjahrs- und Frühsommermonaten auch flache Kleingewässer, in denen er seine Nahrungstiere findet.
Auch in diesem Jahr beeinflussten längere Trockenphasen im Mai/Juni und in einigen Regionen anhaltende Starkregenfälle Ende Juni das Ergebnis. Lediglich der Altkreis Mecklenburg-Strelitz fiel mit einem JZa-Wert von 2,08 positiv auf. Dort hatten auch 58 von 59 Horstpaaren Bruterfolg, was sehr ungewöhnlich ist. Umgekehrt schnitt besonders der Ostteil des Landes beim Bruterfolg schlecht ab. Die geringsten Nachwuchszahlen gab es in den Altkreisen Uecker-Randow (JZa: 1,13), Ostvorpommern (1,30) und Nordvorpommern (1,40). Während Mecklenburg-Vorpommern über Jahrzehnte zusammen mit Brandenburg zu den storchenreichsten Bundesländern zählte, ist der Nordosten inzwischen deutlich zurückgefallen und mittlerweile von Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hessen und auch Bayern überholt worden.
Stefan Kroll
Vorsitzender LAG Weißstorchschutz MV
21.12.2020 (Pressemitteilung)
Immer weniger Weißstörche in Mecklenburg-Vorpommern
Schlechte Nachrichten von Meister Adebar: Auch 2019 hat sich der Rückgang der Weißstorchhorstpaare in Mecklenburg-Vorpommern weiter fortgesetzt. Zum fünften Mal in Folge sank die Zahl auf jetzt nur noch 640 Paare. Das sind 26 weniger als im Vorjahr, gegenüber 2014 ist der Bestand um mehr als 25 Prozent eingebrochen. Vor 15 Jahren, 2004, zählten die Weißstorchschützer im Land sogar noch 1.142 Paare. Anders als in den Vorjahren sind 2019 vor allem die südlichen und östlichen Landesteile vom Rückgang der Weißstorchpopulation betroffen gewesen. Die meisten Paare (83) wurden im vergangenen Jahr im Altkreis Nordvorpommern gezählt, am wenigsten waren es auf der Insel Rügen (11).
Der Bruterfolg fiel 2019 in etwa durchschnittlich aus. Pro Horstpaar wurden 1,67 Küken flügge, insgesamt traten 1.066 Jungstörche den Weg in die Überwinterungsgebiete an. Positiv fiel die vergleichsweise frühe Rückkehr vieler Störche und ein gutes Mäusejahr ins Gewicht. Negativ wirkten sich die im Frühjahr und Sommer anhaltende Trockenheit und niedrige Grundwasserstände aus. Unverkennbar ist aber auch, dass der Bruterfolg langfristig sinkt. So wurde der für den Bestandserhalt erforderliche Wert von 2,0 flüggen Küken pro Horstpaar letztmalig 2008 erreicht.
Die Ursachen für die negative Entwicklung sind vielfältig. So gab es in den afrikanischen Winterquartieren zwischen 2015 und 2017 mehrere aufeinander folgende Dürrejahre, die mit hohen Verlusten einhergingen. Auch auf den Zugwegen ist der Weißstorch vielen Gefahren ausgesetzt, vor allem durch ungesicherte Stromleitungen und menschliche Nachstellung. Unübersehbar ist aber auch, dass der Weißstorch bei uns auf ein immer geringeres Nahrungsangebot trifft. Die industrialisierte Landwirtschaft heutiger Prägung muss hier als hauptverantwortlich angesehen werden. Der Storch benötigt vor allem feuchtes, extensiv genutztes Grünland und Kleingewässer, um ausreichend Nahrungstiere zu finden. Großflächige Mais- und Rapsfelder, wie sie heute die Landschaft prägen, sind für ihn wie für viele andere Vogelarten nahezu wertlos. Geeignete Artenschutzmaßnahmen sind mehr denn je ein Gebot der Stunde!
28.1.2020
Stefan Kroll, Vorsitzender Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz
Zugbegleitung 2019
Der Herbstzug der Weißstörche ist in vollem Gange.
Unter dem Link
können die beiden Storchenbetreuer Helmut Eggers und Steffen Hollerbach virtuell auf ihrer Zugbegleitung verfolgt werden. Sie berichten dort regelmäßig über ihre Erlebnisse und Beobachtungen, werden die auch aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Störche noch bis in die Türkei begleiten.
S. Kroll, 1.9.2019
Frühe Rückkehr der Weißstörche 2019
Eine Umfrage unter den Storchenbetreuern hat ergeben, dass die Mehrzahl der Weißstörche in diesem Jahr früh nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt ist. Bis Mitte April war bereits ein Großteil der Horste mit zwei Störchen besetzt. Dies ist in aller Regel günstig für den Bruterfolg - wobei aber auch etliche weitere Faktoren wie Nahrungsverfügbarkeit und Witterung eine wichtige Rolle spielen. Allerdings folgten danach nicht mehr sehr viele weitere Störche. Es gibt erste Hinweise darauf, dass es besonders im Süden und Osten unseres Bundeslandes (und auch auf der Insel Rügen) zu einem weiteren Bestandsrückgang gekommen ist. Im Altkreis Bad Doberan wurde die gleiche Anzahl an Horstpaaren gezählt wie im Vorjahr. Endgültige Zahlen zur Bestandsentwicklung und zum Bruterfolg werden erst im Herbst vorliegen.
S. Kroll, 4.6.2019
12. Landesstorchentag MV
Am 9. März 2019 findet im Karower Meiler der 12. Landesstorchentag MV statt. Der Vorstand lädt dazu herzlich ein. Weitere Informationen und Hinweise zur Anmeldsung finden sich hier:
Der Vorstand der LAG, 13.2.2019
Erste Störche des Jahres 2019 in Mecklenburg-Vorpommern eingetroffen
Annähernd zeitgleich sind am 11. Februar in Güstrow und in Belitz (GÜ) die beiden ersten Weißstörche des Jahres eingetroffen. Rundfunk und Presse haben sofort berichtet. Damit hat auch in Mecklenburg-Vorpommern die Weißstorchsaison 2019 begonnen.
S. Kroll, 12.2.2019
Weißstorch in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin im Sinkflug
Pressemitteilung der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU
Auch in diesem Jahr wurden in Mecklenburg-Vorpommern durch die ehrenamtlich tätigen Weißstorchschützer alle Daten zum Bestand des Weißstorches flächendeckend erhoben. Das Gesamtergebnis liegt nun vor.
Nur 659 besetzte Nester wurden 2018 im Bundesland gezählt! Gegenüber dem Jahr 2017 blieben in den Dörfern Mecklenburg-Vorpommerns wiederum 40 Nester leer. In den letzten Jahren verzeichnen wir einen drastischen Abwärtstrend beim Storchenbestand. 2014 gab es noch 801 besetzte Storchennester, 2008 waren es 863 und im Jahr 2004 waren die Störche sogar mit 1142 Paaren noch gut vertreten. Mecklenburg-Vorpommern gehörte mit Brandenburg zu den storchenreichsten Bundesländern.
Inzwischen erhält unser Bundesland ein anderes Prädikat: Mecklenburg-Vorpommern ist das Land mit der negativsten Storchenbestandsentwicklung. In 15 Jahren wurden beinahe 500 Nester aufgegeben. Einen solchen dramatischen Rückgang verzeichnen wir in keinem anderen Bundesland!
Die genauere Analyse der erhobenen Daten gibt keinen Anlass zu großem Optimismus. Wiederum liegt die Zahl der Paare ohne Nachwuchs im Jahr 2018 bei über 28 Prozent, d.h. mehr als jedes vierte Storchenpaar blieb ohne Junge. Ein solcher Wert - und seit 10 Jahren liegt der Wert auf diesem Niveau - zeigt einen schlechten Erhaltungszustand der Population an. Die Gesamtzahl der Jungen lag mit 1140 zwar über dem vorjährigen Wert, doch im Vergleich zum Jahr 2004 mit 2427 Jungstörchen müssen wir eine Halbierung der Reproduktion konstatieren. Daher werden wir uns in den kommenden Jahren auf weiter sinkende Bestände einstellen müssen, wenn nicht dafür gesorgt wird, dass der Storch bessere Lebens- und Nahrungsbedingungen vorfindet.
Unser Engagement für den Weißstorch darf sich daher nicht im Aufstellen von neuen Nisthilfen erschöpfen. Inzwischen gibt es genügend leere Nester, die auf eine Besetzung durch ein Storchenpaar warten. Es mangelt an Nahrungsbiotopen für den Storch – wasserführende Landschaftselemente sind verschwunden, nahrungsreiches Dauer- und Feuchtgrünland ist nicht mehr vorhanden oder wird durch Intensivgrünland ersetzt, Fruchtfolgen werden ausgesetzt.
Seit vielen Jahren kämpfen die Weißstorchbetreuer in Mecklenburg für ein Artenschutzprogramm, das nicht nur dem Storch nutzen würde. Viele Gespräche wurden im zuständigen Ministerium dazu geführt. Das Ergebnis ist ernüchternd, die Bestandszahlen spiegeln es wider.
„Artenvielfalt ist Lebensqualität“ – dies war und ist ein Leitsatz des Naturschutzes. Hinlänglich ist der drastische Schwund der Insektenfauna bekannt. Weniger Insekten bedeutet weniger Insektenfresser. Der Storch lebt von diesen Insektenfressern in der nächsten Stufe der Nahrungspyramide. Wir sollten es als Alarmsignal werten, wenn der Storchenbestand in Mecklenburg so dramatisch einbricht. Wir müssen dafür sorgen, dass der Weißstorch in Mecklenburg-Vorpommern wieder ein gutes Auskommen hat – es geht um unsere Lebensqualität!
Helmut Eggers, Lübtheen
Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU
16.11.2018
Schwarze Aussichten für den Weißen Storch in Mecklenburg – Vorpommern
Weniger als 700 Brutpaare im einstigen Storchenland Nummer 1
Pressemitteilung der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU
Nur noch 699 Brutpaare registrierten die Mitglieder der NABU-Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im Jahr 2017 in Mecklenburg-Vorpommern. Wiederum ist eine Abnahme der Störche gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen, denn 2015 waren es noch fast 100 Paare mehr. Nie zuvor hat es in unserem Bundesland so wenige Brutstörche gegeben – in vielen Dörfern ist der Weißstorch verschwunden. Wie dramatisch die Entwicklung ist, zeigt aber besonders der langjährige Vergleich: 2004 gab es noch 1142 Storchenpaare, 1994 sogar noch 1237 Paare.
Besonders beunruhigend sind aber auch die genaueren Bestandsparameter des Storchenjahres 2017. Von den 699 Brutpaaren hatten 279 keinen Bruterfolg, das sind genau 40 % aller Paare, im Landkreis Ludwigslust-Parchim blieb sogar jedes 2. Nest ohne Nachwuchs. Schon ab 25 % jungenloser Paare sprechen Storchenexperten von Störungsjahren. Das Storchenjahr 2017 war also ein extremes Störungsjahr. Nur 992 Storchenjunge wuchsen auf den Nestern auf, noch einmal im Vergleich dazu waren es im Jahr 1994 noch 2549 Junge. 699 Brutpaare mit nur 992 Jungen, das ergibt einen Reproduktionswert von 1,42 Jungstorch pro Nest. Zum Erhalt einer Population sind aber mindestens 2 Junge erforderlich. Lediglich 2008 erreichten wir einen solchen Wert. In allen anderen Jahren seitdem lag der Wert bedeutend niedriger.
Mit großer Sorge sehen die Mitglieder der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz daher einen extrem schlechten Erhaltungszustand der Weißstorchpopulation im Land Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2017 hat es witterungsbedingte Jungenverluste durch Dauerregen gegeben, diese waren jedoch nur lokal begrenzt und taugen nicht als Erklärung für den stark negativen Entwicklungstrend beim Weißstorch. Die Störche finden einfach nicht mehr genug Nahrung im Revier um ihr Nest. Allzu oft wird Dauergrünland in artenarmes Saatgrasland umgewandelt. Darin findet der Storch und mit ihm viele andere Wiesenvögel nicht mehr genug Nahrung, ganz zu schweigen von den Mais- und Rapskulturen. Es wird also eng für den Weißstorch und die anderen Feld- und Wiesenvögel.
Seit mehreren Jahren bringen wir unsere berechtigte Sorge über diese Entwicklung im Landwirtschaftsministerium als auch beim Bauernverband vor, leider ohne greifbare Erfolge. Ziel unserer Bemühungen ist die Verbesserung der Lebens- und vor allem Nahrungsbedingungen für den Storch. Wir fordern ein landesweites Storchenschutzprogramm. Schon lange reicht es nicht mehr aus, immer neue Nisthilfen für Adebar zu errichten. Vielmehr sollte es darum gehen, qualitativ hochwertiges Feuchtgrünland zu erhalten oder zu schaffen, wasserführende Landschaftselemente neu herzustellen oder zu pflegen, Blühstreifen zu etablieren und vieles mehr.
Es muss uns gelingen, den Negativtrend für den Weißstorch und die vielen anderen bestandsbedrohten Vogelarten zu beenden. Der Weißstorch muss Charaktervogel unserer mecklenburgisch-vorpommerschen Heimat bleiben. Diese Verantwortung haben wir!
Helmut Eggers, 28.11.2017
Neuer historischer Tiefststand 2017
Seit wenigen Tagen liegen die Zahlen für 2017 vor: Der Brutbestand des Weißstorchs in Mecklenburg-Vorpommern hat sich gegenüber 2016 nochmals um 18 Horstpaare auf jetzt nur noch 706 verringert. Dies ist ein neuer historischer Tiefststand! Gleichzeitig wurden auch nur 1001 Jungstörche flügge - das zweitschlechteste Ergebnis seit Beginn der Erfassungen vor über 100 Jahren. Zudem blieben wie im Vorjahr 40 Prozent aller Weißstörche ohne Bruterfolg und der JZa-Wert für den durchschnittlichen Bruterfolg pro Horstpaar war mit 1,42 ebenfalls sehr schlecht.
Eine ausführliche Wertung durch den Vorsitzenden der LAG Weißstorch, Helmut Eggers, folgt in Kürze.
S. Kroll, 15.11.2017
Inzwischen liegen aus verschiedenen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns erste Informationen zur Entwicklung der Horstpaarzahl und zu den geschlüpften Küken vor. Danach scheint sich ein West-Ost-Gefälle abzuzeichnen. Während der alte Landkreis Ludwigslust ein Plus von 4 Horstpaaren meldet, sind es in den Altkreisen Bad Doberan (-8), Ribnitz-Damgarten (-5) und auch Güstrow weniger Paare als im Vorjahr. Ein Rückgang wird auch aus dem Raum Greifswald gemeldet, während die Insel Rügen zwei Paare mehr als im Vorjahr aufweisen dürfte. Die frühen Horstpaare haben an der Elbe überdurchschnittlich viele Junge in ihren Nestern, generell scheint es in dieser Hinsicht bis jetzt in Mecklenburg recht gut auszusehen. Dagegen fällt Vorpommern offenbar ab. Hier hat es zuletzt auch deutlich weniger geregenet. Genauere Zahlen werden erst in etwa vier Wochen, nach Abschluss der Jungstorch-Beringung, zu erwarten sein.
S. Kroll, 7.6.2017
Erneut droht ein schlechtes Storchenjahr
Nachdem wir mittlerweile Ende April erreicht haben, sind die bisher gemeldeten Rückkehrerzahlen alles andere als ermutigend. Momentan dürften noch deutlich weniger Störche an ihre Nester zurückgekehrt sein als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, dem in MV bisher schlechtesten Storchenjahr überhaupt. Zwar kehrte annähernd die Hälfte der im Vorjahr gezählten Störche bis etwa 10. April und damit früh an ihre Brutplätze zurück. Seitdem aber gibt es eine ausgeprägte Stockung - es kamen bisher nur wenige weitere Störche zurück. Dafür könnten mehrere Gründe eine Rolle spielen:
- Probleme auf der letzten Etappe des Heimzugs - über Mittel- und Osteuropa waren die Zugbedingungen in den letzten zwei bis drei Wochen ausgesprochen ungünstig mit häufig starkem Gegenwind, anhaltendem Tiefdruckeinfluss und ungewöhnlich späten Schneefällen, z. B. noch vergangene Woche 40 Zentimeter Neuschnee in Südpolen
- Seit Januar große Dürre in den wichtigsten ostafrikanischen Überwinterungsgebieten der Weißstörche mit der möglichen Folge schlecht ernährter oder sehr spät aufbrechender Störche; ebenso denkbar: ein verstärktes Ausweichen nach Südafrika mit entsprechend längerem Zugweg
- die bei uns sehr schlechten Nahrungsbedingungen des Vorjahres könnten junge Störche ohne Horstbindung veranlasst haben, sich andernorts einen ersten Brutplatz zu suchen.
In den nächsten 14 Tagen wird sich entscheiden, ob der Abwärtstrend der beiden letzten Jahre eine weitere Fortsetzung findet - zu befürchten ist es!
S. Kroll, 26.4.2017
Erste Welle der Ostzieher ist da - kein massenhafter Einflug
In den letzten Tagen ist die erste Welle an Ostziehern eingetroffen. Die bisherigen Rückmeldungen und intensive Beobachtungen deuten darauf hin, dass es sich auch in diesem Jahr um keinen massenhaften Einflug wie zuletzt 2010 und 2014 handelt. Damals war bereits am 31. März mehr als die Hälfte aller Brutstörche an ihren Nestern eingetroffen. Immerhin: im Vergleich zu den beiden letzten Jahren liegt die Anzahl der sehr frühen Rückkehrer deutlich höher.
S. Kroll, 3.4.2017
Die ersten Störche sind zurück!
In diesen Tagen sind die ersten Weißstörche aus ihren Winterquartieren nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Den ersten Heimkehrer in Mecklenburg entdeckte Steffen Hollerbach von der Storkfoundation am Dienstag auf seinem angestammten Nest in Gothmann bei Boizenburg. Fast zeitgleich beobachtete Günter Nowald, Leiter des Kranich-Informationszentrums in Groß Mohrdorf, den ersten vorpommerschen „Adebar“ in Prohn bei Stralsund. Sehr wahrscheinlich haben beide Störche die kalte Jahreszeit in Frankreich oder Spanien verbracht. Am Mittwoch kehrte auch die bekannte Störchin mit dem Ring A277 nach Langenhanshagen bei Ribnitz-Damgarten zurück. Von ihr weiß man, dass sie sich den Winter über in Nordrhein-Westfalen aufgehalten hat. Der Großteil der nordostdeutschen Weißstörche überwintert allerdings in Afrika und wird erst ab Ende März zurückerwartet. Auf die neue Storchensaison blicken die Storchenfreunde im Land mit großer Sorge – 2016 wurden in Mecklenburg-Vorpommern mit 724 so wenige Weißstorchpaare gezählt wie nie zuvor. Auch der Bruterfolg war zuletzt außerordentlich schlecht. Die NABU-Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz setzt sich seit Jahren dafür ein, die Lebensbedingungen für die beliebten Großvögel im Land zu verbessern.
Pressemitteilung LAG Weißstorchschutz, 24.2.2017
11. Landesstorchentag MV
Am 11. März 2017 findet im Karower Meiler der 11. Landesstorchentag Mecklenburg-Vorpommern statt. Einladung und Programm finden Sie hier.
Der Vorstand, 19.1.2017
Presseerklärung der NABU-LAG Weißstorschutz
Störche in Mecklenburg – Vorpommern im starken Sinkflug
So wenig Störche gab es in Mecklenburg-Vorpommern noch nie!
Die Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz legt jetzt die Bestandszahlen für das Storchenjahr 2016 vor. Demnach brüteten in diesem Jahr nur noch 721 Storchenpaare in Mecklenburg-Vorpommern. Noch in den 80iger Jahren war das Gebiet des jetzigen Bundesland MV unangefochten an erster Stelle in der Storchenstatistik Deutschlands, 1983 brüteten hier immerhin 1281 Paare. Mehr als jedes vierte Storchennest Deutschlands befand sich in Mecklenburg-Vorpommern. Mitte der 90iger Jahre übernahm dann Brandenburg die Führungsposition. Inzwischen gibt es in Brandenburg über 500 Paare mehr als in Mecklenburg.
Während im einstigen Storchenland Mecklenburg-Vorpommern immer mehr Nester verwaisen, steigen in anderen Bundesländern die Bestände deutlich an. Sowohl in Niedersachsen mit 820 Brutpaaren als auch Baden-Württemberg mit etwa 800 Brutpaaren hat nun mehr Störche als Mecklenburg-Vorpommern.
Die anhaltende Abnahme der Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern zeigen einen schlechten Erhaltungszustand der Storchenpopulation an. Noch im Jahr 2014 waren es 860 Storchenpaare im Bundesland, nun also nur noch 721 Paare. Jedes 6. Nest in Mecklenburg-Vorpommern blieb innerhalb dieser 2 Jahre leer. Von den 721 Brutpaaren des aktuellen Jahres hatten 293 Paare keinen Bruterfolg, das sind mehr als 40% der Brutpaare. Es wuchsen nur 862 Jungstörche auf den Nestern auf, auch so wenig wie nie zuvor. Im Jahr 2008 waren es mit 1757 Jungen mehr als doppelt so viele, 2004 sogar 2427, also fast das Dreifache! Die Storchenschützer im Lande konstatieren eine erschreckende Bilanz!
Worin liegen die Gründe für diesen drastischen Rückgang? Dass das Jahr 2016 durch eine späte Ankunft der Störche nicht so gut abschneiden würde, war zu erwarten, erklärt jedoch nicht die jetzige Situation. Grundsätzlich geht es dem Storch überall dort gut, wo er genügend Nahrung für die Aufzucht des Nachwuchses findet. Das scheint hier offensichtlich nicht mehr der Fall zu sein. Aus der Erfahrung der Betreuer lassen sich viele Beispiele benennen, wo durch das Verschwinden von Nahrungsflächen auch das Verschwinden des Storches registriert werden kann. Feuchtes artenreiches Dauergrünland weicht immer mehr artenarmen Feldkulturen, wie beispielsweise Mais-Monokulturen, die dem Storch nichts zu bieten haben.
Seit mehreren Jahren ist die Landearbeitsgruppe Weißstorchschutz mit dem Landwirtschaftsministerium und den entsprechenden Behörden, aber auch mit den Landwirten im Gespräch. Bis auf gutmeinende Absichtserklärungen ist aber bisher sehr wenig passiert. Ein von uns gefordertes Storchenschutzprogramm, das in anderen Bundesländern schon seit vielen Jahren praktiziert wird, konnte in Mecklenburg-Vorpommern nicht etabliert werden. Angesichts der dramatischen Entwicklung möchten wir die neue Landesregierung dringend auffordern, Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die zur Stabilisierung der Storchenpopulation führen.
Der Storch genießt in der Bevölkerung ein hohes Ansehen, überall werden Nisthilfen zur Ansiedlung angeboten. Wenn es uns aber nicht gelingt, die Nahrungsgrundlage des Storches und übrigens auch vieler anderer Feld- und Wiesenvögel zu verbessern, wird dieser im einstigen Storchenland Mecklenburg-Vorpommern keine Perspektive haben. Der Werbeslogan „Mecklenburg-Vorpommern – Land zum Leben“ muss auch für Störche gelten.
Helmut Eggers
Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU
24.11.2016
2016 in MV voraussichtlich ein sehr schlechtes Storchenjahr
Auch wenn endgültige Zahlen aus allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns erst im Herbst vorliegen werden, ist schon jetzt klar erkennbar, dass 2016 ein landesweit sehr schlechtes Storchenjahr sein wird. Darauf deuten die Ergebnisse der inzwischen abgeschlossenen Jungstorchberingungen in verschiedenen Teilen des Landes hin. Wir rechnen mit einem weiteren Bestandsrückgang bei den Horstpaaren, möglicherweise wird der historische Tiefststand von 770 Paaren aus dem Jahr 2009 noch unterschritten. Darüber hinaus wird auch das Nachwuchsergebnis sehr schwach ausfallen. Ursache sind zum einen eine vielfach verspätete Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten. Dadurch schritten viele Paare gar nicht mehr zur Brut. Außerdem gab es durch die Spätrückkehrer verursacht ungewöhnlich häufig Horstkämpfe - mit Gelege- und Jungenverlusten. Zum anderen fielen im gesamten Mai sowie in der ersten Hälfte des Monats Juni in weiten Teilen des Landes nur sehr geringe Niederschlagsmengen. Die Folge waren große Nahrungsengpässe, da Regenwürmer und andere kleinteilige Nahrungstiere für die frisch geschlüpften Küken kaum noch zu erbeuten waren. Als Konsequenz daraus verhungerten viele Jungstörche. Vor diesem Hintergrund sind zahlreiche Horstpaare in diesem Jahr ohne Bruterfolg geblieben.
S. Kroll, 18.7.16
Ähnlich verzögerte Rückkehr der Störche wie 2015
Nachdem wir inzwischen auf Ende April zusteuern, lassen sich schon erste, halbwegs sichere Aussagen zur Rückkehr der Störche in ihr Brutgebiet treffen. Umfragen in verschiedenen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns haben ergeben, dass es auch in diesem Jahr eine recht schleppende, insgesamt verzögerte Rückkehr gibt. Je nach Region dürften bisher erst etwa 55 bis 80 Prozent des Vorjahresbestandes an den Nestern eingetroffen sein. Wir rechnen mit Spätheimkehrern noch bis weit in den Mai hinein. Diese haben jedoch zumeist nur wenig oder gar keinen Bruterfolg mehr.
S. Kroll, 26.4.16
Ostziehende Störche treffen ein
Seit wenigen Tagen treffen jetzt auch in größerer Anzahl die ersten ostziehenden Störche ein. Die Zugbedingungen über Ost- und Mitteleuropa waren zuletzt besser als 2015, aber nicht so günstig wie 2014. Bisher sieht es nach einer "normalen" Rückkehr, weder besonders früh noch besonders spät, aus.
S. Kroll, 5.4.16
Erster Storch in Mecklenburg-Vorpommern eingetroffen
Wie schon in den vergangenen Jahren, ist das Storchennest in Belitz (Altkreis Teterow) wieder als erstes in Mecklenburg-Vorpommern besetzt worden. Storchenbetreuer Wolfgang Schmidt meldete die Rückkehr des ersten Adebars 2016 am 10. Februar.
S. Kroll, 12.2.16
Presseerklärung der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz Mecklenburg-Vorpommern im NABU
Storchenbestand in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015
weiterhin besorgniserregend
Die Mitglieder der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz legen ihre Zählergebnisse für das Storchenjahr 2015 vor. Schon seit vielen Jahren wird der Storchenbestand in unserem Bundesland flächendeckend ehrenamtlich erfasst. Die Entwicklung des Storchenbestandes in Mecklenburg-Vorpommern lässt sich daher sehr konkret und detailliert belegen.
Während das Land Mecklenburg-Vorpommern lange Zeit das storchenreichsten Land war, ist diese Favoritenrolle inzwischen an Brandenburg abgegeben.
Das Ergebnis im Jahr 2015 konkret: Die Betreuer in den einzelnen Landkreisen konnten in diesem Jahr exakt 800 besetzte Storchennester erfassen. Das sind 64 Storchenpaare weniger als 2014. Vergleichen wir die Zahl der Jungstörche, die in diesem Jahr auf den Nestern aufwuchsen, dann waren es im Jahr 2014 noch 1.534 Junge, in diesem Jahr aber nur 1216. Von den 800 Brutpaaren blieben 265 Paare ohne Nachwuchs, also jedes dritte Paar hatte keinen Bruterfolg. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass im landesweiten Durchschnitt nur 1,52 Junge pro Nest ausflogen. Das liegt weit unter dem für die Erhaltung der Storchenpopulation nötigen Reproduktionswert.
Innerhalb unseres Bundeslandes gibt es große Unterschiede in der Storchendichte. Im alten Kreis Nordwestmecklenburg brüten nur 31 Brutpaare, das ergibt 1,49 Storchenpaare auf 100 qkm , die so definierte Storchendichte. Im Kreis Demmin, der flächenmäßig sogar kleiner ist, gab es dagegen immerhin 93 besetzte Storchennester (Storchendichte 4,84 Paare/100qkm). Zwischen diesen beiden Werten liegen alle anderen Landkreise.
Vergleichen wir das aktuelle Ergebnis mit dem des Jahres 2004 so konnten wir damals noch 1142 Brutpaare ermitteln. 2.427 Jungstörche wurden 2004 auf den Nestern unseres Landes flügge, das waren beinahe doppelt so viele als im Jahr 2015. Wir verzeichnen also einen dramatischen Bestandsrückgang in Mecklenburg-Vorpommern.
In vielen Bundesländern Deutschlands gibt es aktuell wieder mehr Weißstörche als in den Vorjahren. Unser Nachbarland Niedersachsen wird bald mehr Störche beherbergen als Mecklenburg-Vorpommern. Das schlechte Ergebnis der Störche im Jahr 2015 mag durch eine verspätete Ankunft im Frühjahr bedingt sein. Als langfristige Gründe für die negative Entwicklung in unserem Bundesland müssen jedoch andere Faktoren bedeutsam sein. Die weitere Einschränkung der Nahrungsflächen dürfte dabei die größte Rolle spielen. So verschwinden immer noch die für den Storch so wichtigen artenreichen Dauer-grünlandflächen und werden durch Saatgrasland ersetzt. Das Grünlanderhaltungs-gesetz unseres Landes lässt dies zu, obwohl das Ziel dieses Gesetzes ein anderes sein sollte. Die Schlagworte vom Greening in der Landwirtschaft, von Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt haben für den Weißstorch als Charaktervogel der mecklenburgisch-vorpommerschen Landschaft bisher keine Erfolge gebracht.
Bezogen auf die Bestandssituation des Weißstorches ist das Land Mecklenburg-Vorpommern mit Abstand das Schlusslicht. Die Mitglieder der Landesarbeitsgruppe sind über diese Situation sehr besorgt und fordern Maßnahmen zur Verbesserung der Bestandssituation des Weißstorches.
Helmut Eggers
LAG Weißstorchschutz im NABU, 6.11.2015
Erste Ergebnisse für das Storchenjahr 2015 fallen wie erwartet ungünstig aus
Noch liegen nicht aus allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns die Zahlen der diesjährigen Weißstorch-Bestandserfassung vor. Es ist anhand der vorliegenden Daten aber schon abschätzbar, dass wir mit einem Rückgang der Horstpaarzahl in einer Größenordnung zwischen 5 und 10 Prozent rechnen müssen. Ebenso wird die Anzahl der Jungstörche deutlich unter den Vorjahreswerten liegen. Die endgültigen Zahlen dürften spätestens im November vorliegen.
S. Kroll, 6.10.15
2015 wird voraussichtlich kein gutes Storchenjahr
Die Rückkehr der Weißstörche über die Ostroute hat sich in diesem Jahr vielfach verzögert. Sehr wahrscheinlich waren dafür in erster Linie schlechte Zugbedingungen verantwortlich. Unter dem Strich dürfte es 2015 landesweit die im Durchschnitt späteste Ankunft in den Brutgebieten seit dem großen Störungsjahr 2005 geben. Während seit Ende April/Anfang Mai bereits etliche Jungstörche geschlüpft sind, treffen selbst erfahrene Brutstörche erst jetzt noch an ihren Nestern ein. Wir erwarten daher in Mecklenburg-Vorpommern 2015 insgesamt einen spürbaren Rückgang der Horstpaarzahl und auch kein gutes Nachwuchs-ergebnis, da deutlich weniger Paare als in den Vorjahren mit der Brut begonnen haben dürften.
S. Kroll, 18.5.15
Verzögerte Rückkehr der ostziehenden Weißstörche
Aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse über Mittel- und vor allem Osteuropa verzögert sich der Einflug der ostziehenden Weißstörche in diesem Jahr. Bis Ostermontag (6.4.) dürften schätzungsweise erst 15 bis 20 Prozent ihre Horste in Mecklenburg-Vorpommern erreicht haben. Ähnlich war es auch 2013, da gab es dann nach dem 10. April eine große Rückkehrwelle, auf die wir auch in diesem Jahr hoffen. Zumindest ist eine zeitweilige Wetterbesserung auf den Zugwegen in Sicht.
S. Kroll, 7.4.15
Update, 13.4.15: Am 10./11.4. ist eine erste größere Welle Rückkehrer an den Nestern eingetroffen. Landesweit dürfte allerdings immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Störche fehlen.
10. Landesstorchentag MV
Am Samstag, 28. März 2015, fand der 10. Landesstorchentag MV
in Karow (Karower Meiler) statt.
Zeitungsartikel:
10. Storchentag MV: Adebar kehrt immer früher zurück
Schweriner Volkszeitung, 27.3.2015
Die Präsentationen zu verschiedenen Tagungsbeiträgen werden im Download-Bereich zur
Verfügung gestellt.
Tagungsprogramm
09.30-09.40 Begrüßung
H. Eggers
09.40-10.10 Bestand des Weißstorches in MV 2013-2014
Dr. L. Daubner
10.10-10.40 Statement des Ministers zum Thema Weißstorchschutz
in Mecklenburg-Vorpommern
Minister Dr. T. Backhaus
10.40-11.00 Aktuell: Weißstorch und Vogelgrippe
Dr. L. Daubner
11.00-11.20 Diskussion / Pause
11.20-11.40 Bestand des Weißstorches in Deutschland 2014
Dr. C. Kaatz
11.40-12.00 Weißstorchzensus im gesamten Verbreitungsgebiet 2014
K. Thomsen
12.00-13.00 M I T T A G S P A U S E
13.00-13.20 Aktuelle Erkenntnisse der Weißstorchberingung
Dr. U. Köppen
13.20-13.40 Ablesungen von Weißstörchen in M-V
Prof. Dr. S. Kroll
13.40-13.50 Einheitliche Kriterien der Weißstorcherfassung in M-V
Prof. Dr. S. Kroll
13.50-14.30 Kurzberichte/Anfragen/Wissenswertes aus den Betreuungsgebieten
alle Betreuer
14.30-15.00 Bericht des Vorstandes
H. Eggers
Wahl eines neuen Vorstandes
Wahlleiter
15.00-15.30 P A U S E
15.30-15.50 Bestandsentwicklung Schleswig-Holstein
U. Peterson
15.50-16.05 Untersuchungen zur Ankunft der Störche
S. Hollerbach
16.05-16.30 Zugbegleitung auf der Ostroute (Bildpräsentation)
H. Eggers
Update I zum Thema Vogelgrippe/Geflügelpest im Zoo Rostock
Ein Zeitungsartikel der Norddeutschen Neuesten Nachrichten fasst die heutigen Neuigkeiten rund um
den tragischen Fall von Geflügelpest im Zoo Rostock zusammen.
S. Kroll, 9.1.15
Vogelgrippe/Geflügelpest bei Weißstorch im Zoo Rostock festgestellt
Wie der Zoo Rostock und das Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Verbraucherschutz MV heute mitteilten, ist im Rostocker Zoo bei einem Weißstorch "das hochpathogene aviäre
Influenzavirus vom Subtyp H5N8 und damit Geflügelpest festgestellt" worden. In der Pressemitteilung des Ministeriums heißt es darüber hinaus: "Alle 12 gehaltenen Weißstörche sind aus Gründen der
Seuchenprävention getötet worden bzw. waren bereits verendet."
Dies ist ein sehr bedauernswerter, trauriger, aber sicher auch notwendiger Schritt. Es sind jetzt weitere Untersuchungen erforderlich, um die Ansteckungsursache nach Möglichkeit zu klären.
Betroffen sind die im Zoo Rostock in Gefangenschaft gehaltenen Weißstörche, viele von ihnen lebten hier aufgrund von Unfällen oder Verletzungen. Sie haben seit mehreren Monaten keinen Kontakt
mehr zu den wild lebenden Weißstörchen besessen, die sich seit August/September in ihren afrikanischen bzw. südwesteuropäischen Überwinterungs-gebieten befinden. Der positiv beprobte Storch
befand sich seit mehr als 5 Jahren flugunfähig im Zoo Rostock. Bei der Vogelart Weißstorch wurden bisher nur ganz vereinzelt Fälle von Vogelgrippe/Geflügelpest bekannt.
Minister Backhaus stellt in der Pressemitteilung klar: "An der Stelle möchte ich nochmals betonen, dass nach heutigem Kenntnisstand keine Gesundheitsgefahr für den Menschen existiert, doch das Virus für die infizierten Tiere meist tödlich verläuft".
Zum Wortlaut der Pressemitteilung
S. Kroll, 8.1.15
Landesweites Zählergebnis für 2014 liegt vor
Vor kurzem hat unsere Landesarbeitsgemeinschaft die Zahlen für die Weißstorcherfassung im Zensusjahr 2014 veröffentlicht. Die Anzahl der Brutpaare ist erfreulicherweise leicht angestiegen, um 32
auf 860. Flügge Jungstörche wurden 1.527 gezählt, das ist auf die Zahl der Brutpaare bezogen und im Zehnjahres-Vergleich ein durchschnittliches Ergebnis. Detaillierte Angaben finden sich
hier.
Wir wünschen allen Storchenfreunden ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
S. Kroll, 23.12.14
Achtung!
Der 10. Landesstorchentag MV findet am 28.3.2015 im Karower Meiler statt!
Weitere Informationen folgen.